26 Jahre ist es her, dass wir – Rainer und ich – das erste Mal aufeinandertrafen.
So recht wussten wir damals beide nicht ...
... WIE UND WAS DAS MIT UNS WERDEN WÜRDE. RAINER WAR, WAS GOLFPLÄTZE ANBETRAF, ZU DER ZEIT SCHLIESSLICH NOCH ETWAS GRÜN HINTER DEN OHREN UND ICH SO ETWAS WIE DER GROSSE UNBEKANNTE AM FUSSE DES SCHLOSS PICHLARN. ER WAR DAMALS SCHON AGIL, EHRGEIZIG UND UMTRIEBIG. ICH EHER NOCH EIN JUNGER HAUDEGEN.
DURCH ZUFALL, so sagte er mir, sei er auf mich und diese Aufgabe gestoßen. Dass wir einmal so zusammenwachsen würden, ahnten wir beide nicht. Doch er sah wohl auf Anhieb das Potential, das in meinen ruhigen Hügeln, den harmonisch eingebetteten Sandgruben und meinen verträumten Teichen schlummerte. Rainer war es, der mich nach und nach zu dem werden ließ, was ich heute bin. Über die Jahre entwickelten wir uns zu fast schon untrennbaren Kumpanen. Für mich ist er heute mein LIEBLINGSHEADGREENKEEPER und für alle anderen: einer der renommiertesten Golfwarte Österreichs.
GANZ EHRLICH, wir Golfplätze sind im Allgemeinen nicht gerade für unsere Natürlichkeit berühmt. Doch Rainer hat an mir ganz ohne Absicht ein Exempel statuiert. Ein Hektar meiner 18 ist dank ihm rein naturbelassen, ein Lebensraum für eine ARTENVIELFALT, von der so manches Naturschutzgebiet nur zu träumen vermag. Im Morgengrauen drehen die Rehe ihre Runden und die Hasen hoppeln schon munter vom Green in den nahegelegenen Wald. Später flattern die Schmetterlinge von Blume zu Blume und die Entenfamilie kommt dahergewatschelt, um sich die Äpfel abzuholen, die Rainer für sie mit dem Golfwagerl zerquetscht hat.
Hier atmet man langsam. Hier hat alles seine Zeit.
Meine Natürlichkeit gefällt auch den Golfern – und der Rainer, der gefällt ihnen auch. Daraus machen sie keinen Hehl. Schon von Weitem winken sie ihm zu. Sie freuen sich auf eine Plauderei mit ihm – und ich freue mich, wenn sie ihn für mich loben, für mein saftiges Grün, meinen erdigen Charakter. Ich bin schon sehr dankbar für meine Lage: DER BESTE PLATZ FÜR EINEN PLATZ. Am Fuße des Schlosses, inmitten silberner Linden, nebst Kühen, Bauernhöfen und sommergrünen Fichtenwäldern, bestens bewacht von unserem großen Bruder, dem Grimming.
DOCH SO GEMÄCHLICH die Stunden für mich und meine Golfspieler verstreichen, so schnell vergehen sie für Rainer. Frühmorgens, wenn es noch dunkel ist, macht er sich an die Arbeit. Er weiß, dass es viel zu tun gibt für ihn und sein ACHTKÖPFIGES TEAM. Ein Trödeln und Träumen kann man sich nicht erlauben, anpacken muss man, mit Herzblut und handfesten Taten.
Da kann es schon einmal passieren, so meint er, dass man sich beim Versuch, eine heiß gelaufene Pumpe zu reparieren, die gesamte rechte Körperhälfte verbrennt. Mitten in der Nacht. Dann den Nachtportier bittet, Hilfe zu holen und unterdessen zur Kühlung in den Schlossbrunnen springt. Doch weil die Wartezeit sich streckt, steigt der verbrühte Rainer wieder heraus, bewässert meine ausgetrockneten Greens und muss schließlich von der Rettungsmannschaft davon abgehalten werden, die Arbeitseinteilung für den anbrechenden Tag zu regeln.
RAINER MAG TATEN, er will bewegen, will verändern – und zugleich mir und der Natur unseren Willen lassen. Er schafft es. Tag für Tag, SEIT 26 JAHREN. Bald jedoch wird sich mein Lieblingsheadgreenkeeper in den Ruhestand verabschieden. Alle Weichen hat er gelegt, dass ich auch weiterhin in seinem Sinne gehegt und gepflegt werde. Ob Rainer anstatt des Rechens bald den Golfschläger über meine Hügel schwingen lassen wird? Wohl kaum. Aber er wird viele andere gute Gründe finden, mich zu besuchen – es liegt in seiner Natur.
"Wenn ma då um vieri oder fünfi in da Fruah auffakimmt und die Enten watschln so daher - dånn san des schon Momente wo man sågt, wås håb i eigentlich für an schenen Beruf."