Ice, Ice, Baby! Das Eisstockschießen gewinnt als neuer Trendsport zunehmend an Beliebtheit. Nachdem es bei uns schon lange Tradition hat, blicken wir heimischen Experten über die Schulter: Wie wird die richtige Eisbahn gemacht? Wer produziert originale Eisstöcke? Und was heißt hier eigentlich „Moar“? Wir haben alle Antworten für Dich gesammelt, damit Du Dich ohne Ausrutscher aufs Glatteis begeben kannst.
Ein zugefrorener See. Ein verschneiter Bergkessel. Weiß angezuckerte Bäume. Die Landschaft rund um den Steirischen Bodensee könnte zu dieser Jahreszeit nicht märchenhafter sein. Das Einzige, das die Winteridylle durch - bricht, sind Männerstimmen. Es wird gejubelt, gelacht und mit gar seltsamen Begriffen um sich geworfen. Gleichzeitig zischen Holzteile über eine spiegelglatte Eisbahn.
„Das Eisstockschießen hat hier in der Region eine lange Tradition“, erklärt Fritz Danklmaier aus Schladming. Er bewegt sich vorsichtig auf der Eisbahn am zugefrorenen See. Sein fester Griff um den hölzernen Stock wirkt hingegen sehr sicher. Trotz Eiseskälte schwingt er zweimal richtig durch und wirft. „Klack“ – genau getroffen! Erneut folgen Jubel und Gelächter. Fritz und seine fünf Kameraden vom hiesigen Eisstockverein wissen ganz genau, wie man den großen Wurf landet. „Vor Beginn des Spiels wird die sogenannte Daube, ein eckiger Zielwürfel, auf das Mittelkreuz gelegt. Beim Mannschaftsspiel versuchen dann zwei Teams, die Stöcke möglichst nahe an sie zu schießen“, ergänzt Fritz, bevor er ein weiteres Mal höchst konzentriert zum Schuss ansetzt.
Jedes Spiel ein Schützenfest
Eisstockschießen sorgt in vielen Varianten für Spaß am Eis: Da ist zum einen der Zielbewerb, der in vier Durchgängen mit je sechs Versuchen ausgetragen wird. Oder der Weitenwettbewerb, bei dem die Genauigkeit und die Richtung des Schusses ausschlaggebend sind. Zum Sieg führt hier eine starke Beschleunigung des Stockes. Wird das Eisschießen nach genauen Regeln praktiziert, nennt man es olympisches Eisschießen. Das Spielen nach herkömmlicher Art – also ohne Begrenzung des Spielfeldes, der Mannschaftsgröße und Wertung – wird als „Kehrschießen“ bezeichnet.
In der Region Schladming-Dachstein ist das Eisstockschießen Teil des Brauchtums. Aber die begeisterten Schützen sehen es vor allem als richtige „Gaudi“ in guter Gesellschaft. Dazu gehören natürlich auch regionale Fachausdrücke. „Das Kommando beim Spiel hat bei uns der sogenannte ‚Moar‘. Die offizielle Bezeichnung ist ‚Mannschaftsführer‘ – das klingt uns aber zu ‚potschert‘ (tollpatschig)“, meint Fritz und lacht. „Nachdem das Spiel inzwischen auch von Frauen recht eifrig betrieben wird, wäre diese Bezeichnung auch nicht ganz passend.“
Es gibt immer einen guten Grund
Wie entsteht eigentlich eine richtig gute Eisbahn für die Spielerinnen und Spieler? „Dafür ist zunächst ein fester Untergrund wichtig“, erklärt unser Experte. „Durch mehrmaliges Begießen mit Wasser wird darauf eine ca. 5 cm dicke Eisdecke erzeugt. Außerdem gibt es einen eigenen Hobel, mit dem man das Eis abzieht, damit es keine Unebenheiten auf der Bahn gibt“. Was neben der perfekten Bahn, warmer Kleidung, guter Wurftechnik und Augenmaß noch wichtig ist? Natürlich der richtige Eisstock! Und das sind heute echte Wettkampfgeräte: Sie bestehen aus dem Stockkörper, verschiedenen Laufsohlen und dem Holzstil. Fritz erklärt: „Es gibt immer noch kleine Manufakturen, die Eisstöcke wie früher aus Hartholz drechseln und mit einem Eisenreifen versehen. Dieser ist notwendig, damit der Stock beim Aufprall die nötige Härte hat und sich das Gewicht optimal verteilt.“
Winterspaß aus erster Hand
Einer, der dieses Handwerk versteht, ist Drechslermeister Lukas Lettmayer aus Haus im Ennstal. Er produziert traditionelle und individuelle Eisstöcke für seine Kunden meistens schon in den Sommermonaten: „Vom Holz her eignet sich am ehesten die Esche oder Birne zum Drechseln eines Eisstockes, der aus dem Unterteil und dem Stiel – dem sogenannten ‚Zapfi‘ – besteht. Bei Letzterem ist es wichtig, die Länge auf den Spieler abzustimmen.“ meint Lukas. Bei der Form des Stockes gibt es regionale Unterschiede: „Wir haben zum Beispiel eher flachere Stöcke mit größerem Durchmesser. Geht man Richtung Salzkammergut, werden die Stöcke vom Durchmesser her kleiner und die Handteile länger“. Doch das allerwichtigste bei seinem Handwerk ist: „Man muss die Technik der Eisstockherstellung von einem alten Könner und echten Meister seines Fachs gelernt haben.
Ein großer Wurf für alle
Das Schöne am Eisstockschießen ist, dass dieses Gesellschaftsspiel nach einfachen Regeln abläuft und von allen Altersklassen betrieben werden kann: „Jeder schießt – egal ob Architekt oder Frisörin, Jung oder Alt. So zählt es in unserer Region zu den beliebtesten Winterunterhaltungen. Weil es Generationen, Kulturen und Länder verbindet“, ergänzt Fritz. Seinen Anfang nahm der ganze Spaß schon im Skandinavien des 13. Jahrhunderts. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Eisstockschießen stark weiterentwickelt. Vereine wurden gegründet, Wettkämpfe organisiert und das Eisstockschießen erlebt heute einen echten Aufschwung zum Trendsport. „Unseren Verein gibt es seit den 50er Jahren. Aber wir freuen uns immer zu sehen, dass sich auch der Nachwuchs dafür interessiert.“ Sein Tipp für Dich: „Unbedingt ausprobieren und ein unvergessliches Erlebnis mit nach Hause nehmen“.
Mehr Infos für Dich
Erlerne auch Du den Trendsport Eisstockschießen im Rahmen unseres Wochenprogramms
• Donnerstag um 19:30 Uhr Beim GrafenWirt in Aich | Kostenlose Teilnahme
• Dienstag um 16:00 Uhr Bei der Waldhäuslalm in Rohrmoos-Untertal, € 8,00 pro Person inkl. Getränk
Anmeldung beim TVB Schladming-Dachstein, T: +43 3687 2331