In der Ramsau am Dachstein führt Mathias Schrempf seine Familienschneiderei in der dritten Generation. Was viele nicht wissen: Er hat bereits Kleidung für die „Steirische Eiche“ Arnold Schwarzenegger und auch für „Erzherzog Johann“ gefertigt.
Licht dringt durch die Fenster, trotz des Sommertages ist es in der Werkstatt kühl. Die Nähmaschine rattert, die Schere schneidet, hie und da wird etwas angezeichnet. Manche Stoffabschnitte liegen am Boden, andere am großen Arbeitstisch – die Kunden draußen im Geschäft bekommen nichts davon mit. Trotzdem könnten diese lose herumliegenden Stoffstücke eines Tages ihr eigener, maßgeschneiderter Anzug werden.
Schneidereitradition seit 1921
Seit 1921 gibt es die Schneiderei Alpine Mode Mathias Schrempf in der Ramsau am Dachstein. Sie ist ein Familienbetrieb, der heute in der dritten Generation geführt wird. „Gegründet hat das Unternehmen mein Großvater“, sagt Mathias Schrempf, der heutige Geschäftsführer der Schneiderei. „Ich selbst bin 1994 bei meinem Vater, Norbert Schrempf, in die Lehre gegangen.“ Als der „Altmeister“ im Jahr 2000 die Pension antrat, hat Mathias nach mehreren Ausbildungsaufenthalten im Ausland seinen Platz als Schneidermeister eingenommen. „In unserem Geschäft haben wir Trachten von führenden Herstellern, aber auch Sportmode.“ Selbst gefertigte Waren bietet die Schneiderei nach Vorbestellung an: „Das sind alles Einzelanfertigungen, die von uns handwerklich und nach alten Schneidertraditionen produziert werden. So etwas gibt es heute nur noch selten.“
100 Teile, ein Sakko
Gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen fertigt Mathias vor allem Herrensakkos, aber auch Trachtenanzüge und für Frauen Blazer und Damenkostüme. „Zwei Drittel unserer gefertigten Kleidungsstücke sind Trachten, ein Drittel ist klassische Mode.“ Ein Sakko von Schneider Mathias nimmt etwa 30 bis 45 Stunden in Anspruch. In dieser Zeit geschehen mehrere Arbeitsschritte. „Am Beginn steht immer das Kundengespräch. Dort legen wir fest, wie das Modell ausschauen soll und welche Materialien verwendet werden sollten.“ Nach der Maßnahme wird der erste sogenannte Schnitt für jeden Kunden individuell erstellt. Er dient als Grundlage für die Fertigung der einzelnen Sakkoteile. „Bei einem normalen Sakko kommen an die 100 Einzelteile zusammen“, so der Ramsauer Schneidermeister. Sind die Teile dann zusammengefügt, ist der „Rohbau“ des Sakkos, wie er von Mathias gerne genannt wird, fertig und die erste Anprobe kann erfolgen. Mehrere Arbeitsschritte, wie die Fertigung der Taschen stehen noch bevor, ehe die zweite Probe am Programm steht. „Falls notwendig, nehmen wir noch etwaige Änderungen vor. Dann ist das Sakko fertig.“
Passende Kleidung für Erzherzog und Terminator
In all seinen Jahren im Familienbetrieb hat Mathias Schrempf schon viele Aufträge von einheimischen Kunden, aber auch von Gästen, die in der Ramsau zu Besuch waren, erhalten. Sein prominentester Kunde bisher war wohl Arnold Schwarzenegger. „Vor langer Zeit hat ihm mein Vater einen Schladminger Überrock genäht, weil dem Bodybuilder damals einfach keine Standardgrößen gepasst haben“, sagt Mathias. Seither ist der „Terminator“ immer wieder einmal Kunde der Schneiderei gewesen, zuletzt bei der Ski-WM 2013. An einen anderen Auftrag erinnert sich der Schneider auch gerne zurück: Im Zuge der Öblarner Festspiele galt es für den Schneidermeister den Gehrock von Erzherzog Johann, der in der Aufführung eine wichtige Rolle spielt, nachzubilden. „Wenn man sein selbst gefertigtes Kleidungsstück auf der Bühne sieht, blickt man mit ganz anderen Augen drauf, als die Darsteller oder andere Zuseher.“