Für eine Oberösterreicherin in Schladming-Dachstein gibt es keine gröberen Kulturcrashs. Aber die Sprache kann schon so manche Schwierigkeiten bereiten…
Vor ungefähr eineinhalb Monaten habe ich ein Praktikum in der Region Schladming Dachstein begonnen. Natürlich war das im Vorfeld mit ein wenig Nervosität verbunden. Bin ich den Aufgaben gewachsen? Werden die Kollegen nett sein? Ein wenig konnte ich mich aber selbst beruhigen: So schwer wie bei meinem ersten Praktikum, das ich im Ausland absolviert habe, wird es nicht. Hier bin ich in Österreich, das heißt ich werde die Leute zumindest verstehen. Falsch gedacht! Denn als Oberösterreicherin bin ich hier doch mit ein paar sprachlichen Barrieren konfrontiert. Da ist es nicht wirklich förderlich, dass meine Sitznachbarin im Büro eine waschechte „Romsauerin“ ist. Bald bemerkte ich, dass es von Vorteil sein würde, ein Vokabelheft für die Dialektausdrücke anzulegen.
Schon in der ersten gemeinsamen Mittagspause führte unsere unterschiedliche Herkunft zu Kommunikationsschwierigkeiten. Denn auf die Bitte, die „Greistling“ weiterzureichen, hatte ich leider keine Ahnung, was zu tun ist. Mit der Information, dass meine Kollegin „Bachtla“ als Nachspeise mitgebracht hatte, konnte ich genauso wenig anfangen. Ich wurde aufgeklärt: Bei „Greistling“ handelt es sich um Preiselbeeren und „Bachtla“ sind Kekse. Aha, merke ich mir! Sonst verstehe ich ja eigentlich alles. Dachte ich…
Smalltalk auf "Romsauerisch"
Der Austausch über Wochenendaktivitäten wenige Tage später belehrte mich eines Besseren. Es war zwar ein nettes Gespräch, nur war ich mir danach leider nicht ganz sicher, was meine Kollegin wirklich erlebt hatte. Der Spaziergang durch den „Schochn“ und das zufällige Beobachten von einem „Mangei“ ließen mir viel Spielraum für falsche Interpretationen. Daher entschied ich mich doch dafür, zuzugeben was ich alles nicht verstanden hatte. Der „Schochn“ stellte sich als Wald heraus und das „Mangei“ als Murmeltier. Wie süß, das merke ich mir!
Ein Vokabelheft muss her
Als ich an einem typischen Montagmorgen etwas schläfrig und noch ein wenig begriffsstutzig war kam die Frage, ob ich ein wenig „audoi“ wäre. Kurze Verwirrung. Hat sie mich gerade beleidigt? Auf meinen verständnislosen Blick kam die Erklärung, dass sie nur wissen wollte, ob ich nicht ganz bei der Sache sei. Achso. Ich schob meine mangelnde Auffassungsgabe auf die Frühjahrsmüdigkeit und meine Kollegin stimmte mir zu – das ist so im „Lassing“. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mir die Wörter nicht mehr alle merken konnte. Zeit ein Vokabelheft anzulegen. Erster Eintrag: Lassing = Frühling.
Verständigungsschwierigkeiten im Alltag
Weitere Einträge ließen nicht lange auf sich warten. Es ist nämlich auch gar nicht so einfach als Oberösterreicherin mit einer „Romsauerin“ einen Termin zu vereinbaren. Denn wenn ich am „Irchtaug“ um 10 Uhr am vereinbarten Ort sein soll, habe ich keine Ahnung um welchen Wochentag es sich eigentlich handelt. Als auch ich verstanden habe, dass der Termin am Dienstag stattfindet, kam die Bestätigung: „Guit!“ Das habe ich aus dem Zusammenhang zwar verstanden, befand es aber trotzdem für Vokabelheft-würdig.
Ich bin mir sicher, dass sich dieses Heft solange ich in der Region bin stetig füllen wird. So erweitert dieses Praktikum neben meinem fachlichen, ganz nebenbei auch meinen sprachlichen Horizont. Und es trägt schon Früchte: Will sich jemand mit mir am „Irchtaug“ zu einem „Lassing“-Spaziergang durch den „Schochn“ treffen und sich danach bei Kaffee und „Bachtla“ gemütlich zusammensetzen, kann ich selbstbewusst und voll informiert sagen: „Guit!“