Unter dem Deckmantel „50 Jahre Riesneralm“ steckt eine Erfolgsgeschichte von mutigen Tourismusinnovatoren welche unter großem Geschick die Riesneralm zu einem wahren Vorzeigeunternehmen entwickelten.
Ein halbes Jahrhundert
Viele Gründe zu feiern
Die Riesneralm Bergbahnen feiern heuer ihr 50-jähriges Jubiläum. Grund genug, um mit Geschäftsführer Erwin Petz über die Geschichte und Meilensteine der Vorzeige-Bergbahn in Donnersbachwald zu sprechen sowie über seine Ziele und was er in Zukunft noch bewegen möchte.
Wie war damals der Startschuss der Riesneralm? Wer war dafür verantwortlich?
Für das Entstehen eines neuen Skigebietes benötigt man wichtige Leistungen von Pionieren. Und die Riesneralm hatte jede Menge einheimische Pioniere wie beispielsweise Wunibald Gürtler, Engelbert Schaumberger, Karl Glaser oder Gerhard Häusler. Ohne sie und viele andere Mitwirkende wäre der Start des Skibetriebes und somit die erste Tourismusentwicklung nicht möglich gewesen. Und viele von ihnen sind auch heute noch sehr stolz darauf, ein Teil der Riesneralm-Familie zu sein.
Genau zu Ostern im Jahr 1974 war es soweit: Die ersten zwei Lifte, ein 2er-Sessellift sowie ein Schlepplift nahmen ihren Betrieb am Berg auf. Insgesamt drei Talabfahrten waren schon verfügbar, was für die damalige Zeit schon sehr ordentlich war. Im Ort selbst gab es damals schon zwei Schlepplifte, den “Gürtler- und den Roanalift”. Viele Menschen aus dem Ort haben sich damals mit kleinen Geldbeträgen beteiligt, um diese Investitionen möglich zu machen. Aber auch die Familie Rudorfer hat noch vor der Riesneralm den Betrieb mit der Premalm aufgenommen.
Welche weiteren Meilensteine gab es in den letzten 50 Jahre?
Im Jahr 2000 wurde das gesamte Liftangebot erneuert. Zwei 4er-Sessellifte entstanden und zusätzlich eine neue Skipiste. Die Skihütte “Hochsitz” eröffnete am Gipfel eine neue Gastronomie zusätzlich zum bereits bestehenden Berghof. Der Aufschwung begann rapide und damit einhergehend gab es auch einen Ausbau der Hotelbetten im Ort.
Im Jahr 2004 wurden die Gesellschafter-Anteile an der Riesneralm vom Land Steiermark zurückgegeben. Mir ist die Gründung einer sogenannten Beteiligungs GmbH mit 19 privaten Investoren und der Gemeinde gelungen, die diese Anteile erwarb und damit die Riesneralm neu aufgestellt werden konnte.
2010 war es dann soweit: Über zwei Jahre lang wurden viele Ideen entwickelt. Mit meinem damaligen Betriebsleiter Siegfried Kalsberger haben wir einen neuen langen Panorama 6er-Sessellift geplant. Vorbild dafür waren für uns amerikanische Skigebiete, wo mit wenig Lifte viele Pisten erschlossen werden. Ganz unter dem Motto “Mehr Skifahren, weniger Liftfahren”.
Das Jahr 2020 war für uns alle ein ganz großes. Wir haben unser eigenes Beschneiungs E-Werk eröffnet. Damit sind wir auch zu einem bedeutenden Energieversorger geworden
Wie sah die Entwicklung im Sommer aus?
Im Jahr 2006 begann dann erstmalig der Sommerbetrieb. Niemand hat damals daran geglaubt, dass das bei uns funktionieren kann. Aber ich dachte, wir probieren es einfach. Nach zwei bis drei Jahren haben wir gesehen, dass es wirklich gut ankommt. Wir haben dann jedes Jahr eine neue Sommer-Attraktion eröffnet. Dabei nahmen wir nichts aus dem Katalog, sondern entwarfen ganz eigene Ideen mit neuen Namen. Wir haben mittlerweile 11 Attraktionen am Berg geschaffen – angefangen vom Gipfelbad bis zur Lawinengalerie.
Ein vorrangiges Ziel des Sommerbetriebes war für uns von Anfang an, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das ganze Jahr über beschäftigen können und das haben wir geschafft.
Mit dem Beschneiungs E-Werk sind die Riesneralm Bergbahnen in Sachen Nachhaltigkeit österreichweit Vorreiter. Was zeichnet dieses einzigartige Projekt aus?
Wir haben uns dadurch einen großen Speicherteich am Berg erspart. Der Vorgang ist dabei ganz einfach: Zuerst erzeugen wir Strom mit dem Wasser aus dem Donnersbach und dann wird dieses für die Schneeerzeugung verwendet. 6,2 Millionen Kilowatt Strom werden dadurch erzeugt. Für den ganzen Betrieb des Skigebietes inklusive Gastronomie benötigen wir “nur” 2,2 Millionen Kilowatt, das heißt wir liefern die restlichen 4 Millionen Kilowatt Strom an den österreichischen Strommarkt an die Haushalte. So haben wir ein zusätzliches Standbein neben Lift-, Gastronomie- und Hotelbetrieb geschaffen - nämlich die des Energieerzeugers.
Was sind die weiteren Visionen und Ziele der nächsten Jahre?
Für uns sind strategische Ziele sehr bedeutend. Wir haben rund um die Talstation zum Beispiel Bauland gekauft, weil wir selbst entscheiden wollen, was gebaut wird. Wir wollen unbedingt eine hohe Lebensqualität für Einheimische und gleichzeitig eine sehr gute Qualität für den Gast. Uns muss es gelingen, dem Gast auf der Riesneralm ein “Wow” zu entlocken, denn so kommt er bestimmt wieder. Wir möchten die Riesneralm weiterhin als Alternativprodukt zu den riesengroßen Skigebieten positionieren. Wobei alternativ nicht klein und billig bedeutet, sondern ein attraktives Angebot darstellt, wo das Preis/Leistungsverhältnis passt. Wir haben über die Jahre immer wieder neue Akzente gesetzt und der innovative Gedanke wird bei uns auf jeden Fall fortgeführt. Man darf sich noch auf einiges von der Riesneralm freuen.
Wie wichtig ist Innovation für Dich?
Ich sage immer “Weniger Geld macht innovativer”. Wir denken gemeinsam im Team über teils kuriose Projektideen so lange nach, bis wir die zündende Idee der Umsetzung haben. So sind auch die bestehenden Sommer-Attraktionen oder das E-Werk entstanden.
Was zeichnet die Riesneralm in der Region Schladming-Dachstein besonders aus?
Die Region Schladming-Dachstein ist so vielseitig, dass jeder seinen persönlichen Skiberg findet. Wir haben sehr viele Stammgäste, aber immer wieder auch neue Gäste, die zu uns kommen. Wir bieten den Gästen zusätzliche Anreize, zum Beispiel haben wir im Sommer am Freitag bis 20:00 Uhr Seilbahnbetrieb und am Samstag und Sonntag bis 18:00 Uhr, was super angenommen wird. Die Gäste können somit nach ihrer Anreise noch hinauf auf den Berg und die Abendstimmung genießen. Im Winter haben wir bei unseren 32 Pistenkilometern 4 Talabfahrten mit einem Höhenunterschied von rund 900 Metern. Mit abwechslungsreichen und langen Pisten wollen wir punkten. Oder mit der einzigartigen Kinderskischaukel.
Wo siehst Du die Riesneralm in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Welche Themen werden für Bergbahnen in Zukunft wichtig sein?
Ich sehe die Riesneralm auf einem sehr guten Weg in die Zukunft. Wir möchten nicht die Quantität, sondern die Qualität noch mehr ausbauen. Bis hin zu hochwertigen Erlebnissen. Ich sehe das Thema Erholung in der Natur als wichtiges für die nächsten Jahre. Ich habe kürzlich in einem Buch folgenden Satz gelesen: Das Schönste für den Menschen ist die Erholung und Regeneration in den Bergen. Dabei habe ich mir gedacht: ja das stimmt und noch dazu schließt die Natur niemanden aus und sie macht keinen Unterschied. Ein Baum oder ein Berg schaut dich nicht schief an, er lässt dich wie du bist. Die Menschen brauchen Erholung und Natur und das können wir ihnen bieten.
Auf was kann man sich in diesem Winter noch freuen?
Ein erstes großes Highlight wird die 50 Jahre Saison-Ausklangsparty mit den Jungen Zillertalern am Ostersamstag, den 30. März, sein. Mit diesem Event möchten wir auch ein großes Dankeschön an alle Gäste, Mitarbeiter und Freunde vermitteln. Auch haben wir heuer extra lange bis zum 7. April Skibetrieb.
Erwin Petz
Geschäftsführer der Riesneralm Bergbahnen
Alter: 60 Jahre
Geboren in: Donnersbachwald
Werdegang: 18 Jahre Bürgermeister der Gemeinde Donnersbachwald, seit 20 Jahren Geschäftsführer der Riesneralm Bergbahnen.
Das Schönste am Job: Dass man etwas bewegen kann. Positive Rückmeldungen bestärken, dass man vieles richtig macht. Ich kann sagen, dass ich die Riesneralm wirklich lebe.
50 Jahre Riesneralm
Ein Rückblick
1974: Eröffnung des Skibetriebes mit einem 2er-Sessellift sowie einem Schlepplift.
2000: Erneuerung des gesamten Liftangebotes. Zwei 4er-Sessellifte wurden gebaut und zusätzlich zwei neue Skipisten. Die Skihütte “Hochsitz” entstand.
2004: Neuaufstellung der Riesneralm durch Übernahme der Landesanteile.
2006: Start des Sommerbetriebes
2007: Bau der Kinderskischaukel
2010: Bau eines neuen 6er-Panoramaliftes mit zusätzlich neuen Pisten mit Beschneiung und Erweiterung des Hochsitzes..
2020: Eröffnung des Beschneiungs E-Werk mit Wasserkraft
2023: Eröffnung der Sommerattraktion “KEGELstadl” mit Kegelbahn